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Anna Kiesenhofer - Foto: Mario Stiehl

Kiesenhofer verpasst angestrebtes Olympiaticket um acht Sekunden

Mit Rang 20 endete die WM-Premiere von Anna Kiesenhofer im Zeitfahren der Elitefrauen. Die mit Abstand beste Amateurin in der Ergebnisliste, die 28-Jährige arbeitet Vollzeit an einem Institut in Lausanne, machte aber alles andere als einen glücklichen Eindruck nach ihrem Kampf gegen die Uhr. 4:41 Minuten fehlten auf die neue, überirdisch fahrende Weltmeisterin Chloe Dygert-Owen aus den USA. Auf den sechsten Rang der Schweizerin Marlen Reusser fehlten der Österreicherin aber nur 1:38 Minuten.

„Ich bin enttäuscht über das Resultat“, berichtete sie im ersten Interview, relativierte aber danach, dass es ihr vor allem um die mögliche aber knapp verpasste Olympiaqualifikation für Tokio ging. Denn nur die besten 15 Nationen des World Rankings, auf dem Österreich auf Platz 36 liegt, bekommen einen Fixplatz. 10 weitere Quotenplätze wurden direkt nun bei den Weltmeisterschaften in Yorkshire vergeben. „Diesen habe ich aber verpasst, leider nur um wenige Sekunden“, erklärte die Österreicherin. Auf die Französin Juliette Labous, Zehntplatzierte in dieser Liste, fehlten Kiesenhofer damit gerade einmal acht Sekunden.

Und jene wenigen Sekunden hatte die Niederösterreicherin, die nun in Lausanne lebt, auch in der ersten Analyse gefunden: „Das war mal die eine oder andere Kurve nicht perfekt gefahren und einmal bin ich bei einem Überholmanöver durch die Streckentopographie, es ging in einen Kreisverkehr, ausgebremst worden“.

Außerdem kannte die Österreicherin einen der drei Anstiege des Kurses nicht. Zwar hatte sie ihn sechsmal besichtigt, allerdings auf Grundlage eines älteren GPS-Files. Die Streckenänderung der Organisation wurde nicht mehr auf die offizielle Homepage geladen und somit hatte der WM-Kurs noch weiße Flecken für Kiesenhofer zu bieten. „Ich habe noch keine WM-Erfahrung, wahrscheinlich würde mir so ein Fehler kein zweites Mal passieren“, gestand sie.

Mit der Startverschiebung und dem Regenwetter hatte sie aber keine Probleme: „Bei der U23 war es sicher wilder und so war es problemloser bei uns. Diverse Seen hatten mir Kopfzerbrechen bereitet, aber die haben sie gut entfernen können“, lobte sie die Organisation. Die Adaption der Startzeiten waren für Kiesenhofer, die im letzten Block startete gering: „Ich war noch nicht in der unmittelbaren Rennvorbereitung, von dem her konnte ich mich da gut anpassen.“

Ob sie nun im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen eventuell im Straßenrennen antritt oder sich auf das Einzelzeitfahren in Aigle bei den Weltmeisterschaften, die nur unmittelbar ihrer Wahlheimat Lausanne stattfinden vorbereitet, wusste sie noch nicht. „Auf jeden Fall hätte ich niemals mit diesen Ergebnissen gerechnet, als ich angefangen habe mich als Zeitfahrerin zu spezialisieren. Der Nationale Meistertitel kam überraschend, mein erstes internationales Rennen war noch fehlerhaft und danach folgte mit Platz fünf die Erkenntnis, dass ich mit den Besten der Welt mithalten kann. Und mein Abstand heute in Relation gesehen zu den Top fünf ist alles andere als schlecht. Vielleicht sollte man es nicht immer an der Klassierung messen“, gab sich die 28-Jährige mit ihrem WM-Debüt dann doch zufriedener.

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