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Kiesenhofer mit überlegenem Sieg vor EM-Start, Brändle fängt Gamper noch ab und holt Titel Nummer sechs

22. August 2020
Veröffentlicht in Radliga News

Die Titelverteidiger im Einzelzeitfahren von 2019 waren auch in diesem Jahr nicht zu schlagen. Erneut geht das rot-weiß-rot gestreifte Meistertrikot im Kampf gegen die Uhr in Lutzmannsburg im Burgenland an die Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer (Cookina Graz), die sich nach dem Vorjahr zum zweiten Mal den Titel von Österreichs schnellster Fahrerin sichern konnte und an den Vorarlberger Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation), der sich zum insgesamt sechsten Mal zum besten heimischen Zeitfahrer krönte.

"Mich hat der Abstand zu den anderen Fahrerinnen positiv überrascht und das stimmt mich sehr zuversichtlich für den Montag", analysierte Kiesenhofer im Zielraum in Lutzmannsburg und blickte schon auf ihr nächstes Ziel voraus. Denn gleich nach der Siegerehrung ging es für die 29-Jährige, die mittlerweile in der Schweiz lebt, zum Flughafen. Schon am Montag wartet auf die Mathematikerin das nächste große Rennen. Sie kämpft in Plouay bei den Europameisterschaften um eine Topplatzierung.

Im Vorjahr wurde sie in Alkmaar EM-Fünfte und speziell ihre letzten beiden Siege bei der Austrian Time Trial Series am Hochkar und nun in Lutzmannsburg geben der starken Niederösterreicherin Auftrieb: "Ich weiß zwar nicht meine Watt heute, aber die Geschwindigkeit hat gepasst und ich habe mich extrem am Zeitfahrrad wohlgefühlt." Mit einem Vorsprung von 2:51 Minuten auf die Kärntnerin Astrid Lamprecht und einem Stundenmittel von 43,8 km/h hätte Kiesenhofer bei den Elitemännern sich unter die Top 15 platziert. Ein heißer Kampf bei über 30 Grad lieferten sich die beiden Legionärinnen Christina Schweinberger (Doltcini - Van Eyck) und Sarah Rijkes (WNT Rotor Pro Cycling), die über zwei Drittel der Strecke fast zeitgleich lagen. Am Ende hatte die junge Tirolerin Schweinberger das bessere Finish, belegte mit einem Rückstand von 3:26 Minuten auf die Siegerin den dritten Rang und durfte über die Bronzemedaille jubeln. In der Austrian Time Trial Series übernahm die Deutsche Manuela Hartl (Cookina Graz) wieder die Führung. Sie erzielte die drittschnellste Zeit des Tages.

Einen wahren Krimi lieferten sich Österreichs Topzeitfahrer Brändle und Patrick Gamper (Bora - hansgrohe) beim Rennen der Männer. Bis zur zweiten und letzten Zwischenzeit lag der junge Tiroler noch vor dem ehemaligen Stundenweltrekordler. Aber dieser machte auf den letzten Kilometern den Rückstand gut und setzte sich hauchdünn um elf Sekunden vor seinem jungen Widersacher durch. "So nervös war ich noch nie vor einer Meisterschaft. Ich wusste, dass Patrick ein superharter Gegner sein wird, der sich auch perfekt auf das Rennen vorbereitet hat", erklärte der Hohenemser.

Auf den ersten Kilometern sollte er mit dieser Annahme mehr als Recht behalten, denn über zehn Sekunden nahm ihm der Tiroler bis zur ersten Zwischenzeit schon ab. "Ich konnte es bis zur zweiten Zwischenzeit auf sechs Sekunden verringern und im Finale hatte ich eine Topunterstützung aus dem Betreuerauto. Sie haben mich gepusht und am Hügel beim Gegenwind konnte ich das Blatt wenden", so Brändle, der im letzten Jahr viel gemeinsam mit Gamper auch trainierte.

"Ja, damit schaffe ich mir einen Gegner, aber mit Patrick ist es ein absolut würdiger. Er ist vom Typ her sehr ähnlich wie ich und irgendwann wird der Generationswechsel kommen. In diesem Jahr konnte ich ihn noch einmal abwehren", berichtete der Vorarlberger, der vor elf Jahren ebenfalls im Burgenland seinen ersten von bislang sechs Titel im Einzelzeitfahren errang.

"Es ist nicht selbstverständlich im ersten Profijahr gleich um den Meistertitel in der Eliteklasse zu fahren. Aber die Steigerung zum Vorjahr ist da und damit bin ich sehr zufrieden. Natürlich wollte ich aber gewinnen", fügte Gamper an, den mit Brändle nicht nur der Fahrertypus und die Konkurrenz, sondern auch eine enge Freundschaft verbindet: "Er hat mir viel geholfen in den letzten Jahren."

Mit einem Schnitt von fast 48 km/h fegten die beiden WorldTour-Profis über die Straßen rund um Lutzmannsburg. "Ich bin mit der Hitze nicht ganz so gut zurechtgekommen und habe vielleicht ein wenig zu viel Gas gegeben zu Beginn", gestand sich Gamper ein, der im Vorjahr noch die Meisterschaften in der Klasse U23 gewonnen hatte. Dritter wurde der Wiener Felix Ritzinger (WSA KTM Graz), der ebenfalls auf den letzten Kilometern den Salzburger Johannes Hirschbichler (Union Raiffeisen Radteam Tirol) abfing. "Eine Medaille war das Ziel meines Jahres. Viele wollten die Bronzemedaille und ich konnte mich durchsetzen", freute sich der für das steirische Kontinentalteam fahrende 23-Jährige. Die U23-Wertung sicherte sich der Oberösterreicher Tobias Bayer (Tirol KTM Cycling Team), der gleichzeitig auch die Führung in der Austrian Time Trial Series übernahm. Bei den Frauen gewann die Tirolerin Katharina Kreidl (Union Raiffeisen Radteam Tirol) die Meisterschaften der Klasse U23.

Am Sonntag warten in Mattersburg die beiden Straßenrennen auf Österreichs Fahrer und Fahrerinnen. Die Frauen starten um 09:45 auf den Rundkurs, den sie viermal zu bewältigen haben. Die Männer beginnen mit ihren sechs Runden um 12:00 Uhr und werden gegen 17:00 Uhr im Ziel erwartet.

Ergebnisse:
Einzelzeitfahren Männer (ÖSTM):
1. Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation)
2. Patrick Gamper (Bora - hansgrohe) + 0:11
3. Felix Ritzinger (WSA KTM Graz) + 0:27
4. Johannes Hirschbichler (Union Raiffeisen Radteam Tirol) + 0:51
5. Tobias Bayer (Tirol KTM Cycling Team) + 1:29

Einzelzeitfahren Frauen (ÖSTM):
1. Anna Kiesenhofer (Cookina Graz) 39:01.37
2. Astrid Lamprecht (SC Xterrians Jauntal) + 2:51
3. Christina Schweinberger (Doltcini-Van Eyck) + 3:26
4. Sarah Rijkes (Ceratizit WNT Pro Team) + 4:07
5. Sylvia Gehnböck (RC Format) + 4:18