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Christina und Kathrin Schweinberger - Foto: Privat

Zwei Tiroler Zwillinge und ein gemeinsamer Traum

Während auf der Pariser Prachtstraße Champs-Elysées am Sonntag die Tour de France der Männer endet, beginnt für zwei Tirolerinnen dort ein neues Abenteuer. Denn der Veranstalter der Frankreich-Rundfahrt, die A.S.O. hat auch ein Frauenrennen revitalisiert. Dieses führt über acht Etappen von Paris aus bis zur Planche des Belles Filles im Osten des Landes und ist das Saisonhighlight für Christina und Kathrin Schweinberger.

Denn die beiden Zwillingsschwestern befinden sich in den sechsköpfigen Aufgeboten ihrer Mannschaften für die Tour de Frances Femmes. „Die Vorfreude ist riesig, aber man merkt auch, dass die Anspannung größer ist als bei anderen Rennen“, erzählte Kathrin, die für WNT Pro Cycling starten wird, an der Seite von Bahnolympiasiegerin Lisa Brennauer. Seit Anfang des Jahres gehen die beiden Zwillingsschwestern aus dem Zillertal übrigens getrennte Wege. Jahrelang bestritten sie ihre Rennen in den gleichen Mannschaften, nun fährt Kathrin für die deutsche Equipe und Christina hat mit Plantur – Pura, dem Frauenteam von Alpecin – Fenix, eine neue sportliche Heimat gefunden.

„So nervös und aufgeregt war ich noch nie vor einem Rennen. Diese Rundfahrt werde ich nie vergessen, schon allein auch, weil ich sie im Meistertrikot bestreiten darf“, blickte Christina voraus. Die 25-Jährige sicherte sich vor wenigen Wochen die Titel im Straßenrennen als auch im Zeitfahren, wo sie zweimal Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer bezwingen konnte. Nun trägt sie erstmals ihr Sondertrikot mit den rot-weiß-roten Streifen in einem Rennen, ausgerechnet bei der Tour de France.

„Mir hat schon Kathrins Trikot immer gut gefallen, das war schon richtig besonders für uns“, erinnerte sich Christina, die 2020 und 2021 ihre Schwester unterstützte, damit diese die Straßentitel zweimal in Folge gewinnen konnte. Auf den hügeligen Kurs rund um Judendorf war aber sie die stärkere der beiden Zwillinge und auch überhaupt die Stärkste im gesamten Feld. „Als das Trikot von unserem Ausrüster angekommen ist, war das wie Weihnachten und Geburtstag“, grinste sie und verriet, dass sie gleich die erste Nacht im Trikot auch geschlafen hatte: „Eigentlich sogar zweimal. Einmal nach den Meisterschaften und einmal als das bedruckte ankam.“

Zuletzt verbrachte sie eine Woche im Höhentrainingslager mit ihren Teamkolleginnen in Albertville, nur unweit wo vor kurzen die Alpenetappen der Tour über die Bühne gingen, nachdem sie am 12. Juli von ihrer Nominierung erfuhr. „Resultate habe ich mir keine vorgenommen. Ich bin als Helferin dort, will meine beste Leistung zeigen. Vielleicht habe ich auch Glück und schaffe es mal unter die Ausreißerinnen und kann mein schönes Trikot herzeigen“, erzählte sie.

Vorfreude hat sie vor allem schon auf die Fans. „Es ist schwer einzuschätzen, wie viele Leute das Rennen anzieht, aber wenn bei uns nur die Hälfte der Zuseher am Streckenrand steht wie bei den Männern, dann ist das schon der Wahnsinn“, blickte die 25-Jährige voraus. Die Wiedereinführung der Frauen-Tour sorgte zumindest medial schon für einen ersten Boost. „Die Tour kennt jeder und wir wurden von so vielen Leuten angesprochen, als feststand, dass wir dabei sind“, erklärte Christina, deren Mannschaft, wie auch jene ihrer Schwester Kathrin, eher auf die Sprintetappen ausgerichtet ist.

„Im Gegensatz zu den Männern haben wir ja nur sechs Fahrerinnen pro Team. Da kannst du dich dann kaum auf mehr als ein Ziel ausrichten“, erklärte Kathrin zu den Aufstellungen. Ihre Aufgaben befinden sich im Leadout, der finalen Sprintvorbereitung. „Wir haben das gut geübt, auch teilweise umgestellt und es hat nicht so schlecht funktioniert“, bemerkte sie zu den Sprintchancen ihres Teams, dass neben der Österreicherin auch mit Brennauer und der Italienerin Maria Giulia Confalonieri zwei schnelle Frauen im Team hat.

Das sich die Wiederaustragung der Frauen-Tour gleich so als Highlight im Kalender etabliert hat, war zwar abzusehen, bedeutet aber auch völlig neue Voraussetzungen. „Es kommt wirklich selten vor, dass sich 144 Frauen speziell auf ein Rennen vorbereiten und alle komplett frisch hineingehen. Jeder kommt mit dem besten Team hierher, jeder hofft auf das Gelbe Trikot“, erklärte Kathrin, die wie ihre Schwester vor allem vor dem schweren Ende der Rundfahrt großen Respekt hat. Zwar wuchsen sie beide in der Tiroler Bergwelt auf, Kletterspezialistinnen wurden sie aber nicht: „Das werden harte Tage werden.“

Zwar wird das Tiroler Zwillingspaar die Tour gemeinsam bestreiten, abseits vom Fahren im Feld wird es aber wenig Zeit füreinander geben. „Als wir die Hotelliste bekamen, haben wir natürlich verglichen. Aber leider sind wir nirgendswo gemeinsam eingebucht. Es wird aber trotzdem ein schönes Erlebnis werden und wir freuen uns, dass wir beide dabei sind.

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