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Felix Großschartner - Foto: Mario Stiehl

Großschartner träumt vom Giro-Etappensieg

Zum dritten Mal in seiner Karriere steht Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) am Start der Italien-Rundfahrt. Der 27-Jährige aus Marchtrenk in Oberösterreich hat vor den drei schweren Wochen, die beim Giro d’Italia warten, einen großen Traum. Er möchte unbedingt einen Tagessieg bei der ersten dreiwöchigen Landesrundfahrt des Jahres erringen.

„Das ist mein großer Traum, aber ich weiß einfach, dass viele Puzzlesteine dafür zusammenpassen müssen“, erzählte der starke Kletterer, der zuletzt die fünfte Etappe der Tour of the Alps in Riva del Garda gewann. Bisher gelang erst einem Österreicher ein Etappensieg beim Giro. 2017 gewann Lukas Pöstlberger in Olbia auf Sardinien die Auftaktetappe, den so genannten Grande Partenza und sorgte somit nicht nur mit dem Tageserfolg für heimische Radsportgeschichte, sondern schlüpfte auch als erster Österreicher in das Rosa Trikot des Gesamtführenden.

„Das war richtig cool damals“, erinnerte sich Großschartner, der 2017 seinen ersten Giro bestritt. Damals fuhr er noch für den polnischen Zweitdivisionär CCC Sprandi, stieß ein Jahr später erst zu seinem aktuellen Team Bora – hansgrohe. Auf Rang 55 beendete er die damalige Auftaktetappe: „Im Feld hinten haben wir ja nichts von der Attacke von Pösti mitbekommen, deshalb war ich überrascht, als mir einer unserer Helfer gesagt hatte, dass ein Österreicher die Etappe gewonnen hatte. Ich konnte das gar nicht glauben, habe mich aber riesig gefreut, als ich im Teambus die Bilder im Fernsehen gesehen habe.“

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Seit seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt hat sich bei Großschartner viel geändert. Schon fünfmal hat er inzwischen die großen drei Etappenrennen absolviert und auch alle immer beendet. Im letzten Jahr wurde er sogar Neunter bei der Vuelta a Espana. Den Fokus auf die Gesamtwertung hat er aber nicht, wenn am Samstag in Turin der Giro mit einem Einzelzeitfahren beginnt.

Die klare Nummer eins im Team ist nämlich der in Innsbruck lebende Deutsche Emanuel Buchmann, der 2019 Vierter bei der Tour de France wurde. „Wenn er eine ähnliche Form wie damals hat, dann fährt er sicher ums Podium mit. Er kann sich richtig gut auf solche Rennen vorbereiten und hat die nötige Coolness um auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben“, so Großschartner, der als Edelhelfer seinem Kapitän in den Bergetappen zur Seite stehen wird und auch dessen Zimmerpartner sein wird.

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„Somit ergeben sich für mich andere Optionen und ich freue mich darüber, nicht den großen Druck auf den Schultern zu haben“, erzählte der Oberösterreicher, der je nach Rennverlauf, auch sein eigenes Ziel, einen Etappensieg zu erringen, verfolgen wird. „Ich kann etwa Kräfte sparen bei gewissen Etappen, die mir dann später zur Verfügung stehen wo ich dann frischer bin als die Kontrahenten“, meinte der 27-Jährige, der am Mittwoch nach Italien gereist ist.

Bis zum Samstag will er die Route 2021 genau studieren: „Ich werde mir vier fünf Etappen raussuchen und hoffe, dass es dort dann passen kann.“ Seit seinem Sieg bei der Tour of the Alps hat der Bora-Profi kein Rennen mehr bestritten um entspannt und mit vollen Akkus nun das erste große Saisonhighlight in Angriff zu nehmen. „Es war mir wichtig, dass ich die Zeit hatte um den Erfolg einzuspeichern im Kopf und die Emotionen sickern zu lassen. Der Radsport ist schnelllebig und oft hast du dazu gar nicht die Zeit. Deshalb war es jetzt schön ein wenig loszulassen vom Renndruck und mental Energie tanken zu können“, schilderte Großschartner.

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Neben der schweren Bergetappen, die traditionell in der letzten Woche in den Alpen warten, müssen die Giro-Favoriten vor allem auf der 11. Etappe sehr wachsam sein. Diese führt über die staubigen Schotterpisten der Toskana, mit Ziel in der Weinstadt Montalcino. „Da musst du ohne Sturz und Defekt durchkommen“, weiß Großschartner, der Egan Bernal (Ineos Grenadiers), Simon Yates (Team BikeExchange) und Aleksandr Vlasov (Astana) als gefährlichste Kontrahenten für seinen Kapitän Buchmann nennt.

Wenige Tage vor dem Grande Partenza ist die Vorfreude groß beim Österreicher. „Der Giro ist mir die liebste, der dreiwöchigen Rundfahrten. Du spürst einfach die großen Emotionen, die das Rennen bei den Zusehern verursacht und dadurch, dass immer viel ehemalige Radprofis dabei sind, bekommst du auch viel von der Geschichte mit, die der Kampf um das Maglia Rosa geschrieben hat“, berichtete der 27-Jährige abschließend.

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Fotos: Reinhard Eisenbauer

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