Bahn News

Foto: Sprintcycling/UEC

Von der Lauf- auf die Holzbahn – Schmidbauers Weg zu Gold

Bei den Europameisterschaften auf der Bahn in Anadia holte U23-Athlet Maximilian Schmidbauer sensationell die Goldmedaille im Punkterennen. Wie der Wiener zum Bahnradsport gekommen ist, wie nervenaufreibend der Weg zum Titel war und wer seine engsten Wegbegleiter zum Triumph waren, hat er uns erzählt.

Es hat ganz schön lange gedauert bis der Titel festgestanden ist. Wie fühlt es sich jetzt an als Europameister?

Ich muss ehrlich sagen ich fühl mich noch gar nicht als Europameister. Es ist noch so surreal, dass ich der neue U23 Europameister im Punkterennen bin. Ich hätte mir das nicht erträumen können. Ich glaube es wird noch eine Weile dauern, bis ich das realisiert habe.

24 Stunden musstest du auf die Medaille warten. Wie nervenaufreibend war der Tag des Rennens und die Nacht darauf?

Emotional war es sehr belastend. Wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zwischendurch wurde mir schon mitgeteilt es könnte auch der vierte Platz sein. Das wäre sehr bitter gewesen. Dann gabs ein Ergebnis, wo ich auf dem ersten Platz war. Ich bin dann mit dem Gefühl schlafen gegangen, dass ich eine Medaille habe, aber nicht Gold, um nicht enttäuscht zu werden. Am Morgen kamen dann das offizielle Ergebnis und auch schon einige Glückwunschnachrichten. Es ist einfach genial.

Wo ordnet sich dieser Triumph in deiner Karriere ein?

Das ist mit Sicherheit das Größte was ich je erreicht habe. Dahinter kommt lange nichts (lacht). Mein bestes Ergebnis bis jetzt war ein achter Platz 2020 in Fiorenzuola. Mit dem war ich schon super zufrieden.

Wie hat es dich zum Radsport und auf die Bahn verschlagen?

Ich komme eigentlich von der Leichtathletik und habe lange Laufsport betrieben, auch im Dusikastadion. In der Volksschule noch, hat das RLM Wien Ergometertests in den Schulen durchgeführt, um Talente zu scouten. Danach wurde ich zu einem Schnuppertraining auf die Bahn eingeladen und es hat von Anfang an richtig Spaß gemacht mit diesen Geschwindigkeiten in der Kurve zu fahren. Für einige Zeit betrieb ich dann Radsport und Laufen parallel, bevor ich mich gänzlich für den Radsport entschieden habe.

Gibt es für dich irgendwelche Vorbilder im oder auch Abseits vom Radsport, von denen du etwas lernen kannst?

Auf der Bahn ist sicher mein Trainer Andreas Graf ein großes Vorbild, weil er vom Fahrertyp sehr ähnlich zu mir ist. Nicht ultraspritzig, aber mit einem guten Motor, der viele Runden fahren kann. Es ist unglaublich welche Erfolge er schon eingefahren hat. Als Vorbereitung auf mein Rennen, habe ich mir sein Punkterennen vom Vizeweltmeistertitel 2016 angesehen. Zu ihm habe ich immer aufgeschaut, weil er ganz oben war auf der Bahn. Ihn jetzt als Trainer zu haben und von ihm durch das Rennen geführt zu werden mit seinen taktischen Anweisungen, ist einfach ein Traum.

Wie viele und welche Menschen habe einen Anteil an diesem Triumph?

Das neue Trainerteam mit Frederic Dahmen und Andreas Graf sowie Dieter Simon. Aber noch ganz viele anderen wichtigen Menschen. Mein langjähriger Trainer Richard Kachlmaier. Meine Familie, Mama, Papa und meine Schwester. Es gab durch Corona für mich auch Rückschläge und sie waren immer für mich da. Auch meine Trainingsgruppe in Wien muss ich hier hervorrufen. Stefan Kovar, der sich mit mir so mitgefreut hat, als ob es sein Titel wäre. Paul Scheucher, Paul Buschek und Daniel Köck sind da auch noch mit dabei.

Welchen Einfluss könnte diese Goldmedaille für deine weitere Karriere haben?

Ich glaube es gibt mir einen richtigen Boost. Ich weiß jetzt, dass ich es kann und werde somit mit noch mehr Selbstvertrauen in die Rennen hineingehen können. Ein Europameistertitel ist so etwas Besonderes. Von dem kann ich mein ganzes Leben lang zehren.

Wie sehen deine Ziele für die Zukunft aus nach diesem Sieg?

Langfristig ist mein Ziel, dass ich mich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziere. In näherer Zukunft wäre die Bahn EM der Elite in München ein großes Ziel und danach die Tour de l´Avenir.

Jetzt steht dann noch das Madison, das abschließende Rennen hier in Anadia am Programm. Was rechnest du dir in diesem Bewerb aus?

Zusammen mit Stefan Kovar werde ich das Rennen bestreiten. Er ist richtig gut drauf, wurde ja schon Siebenter im Ausscheidungsrennen. Ich fühle mich auch noch ganz gut. Man sollte den Ball aber flach halten. Das Ziel ist eine Platzierung unter den besten sechs Teams.

Drucken